Mit neuen Schuhen also soll es weiter gehen. Ich bin etwas nervös wegen der Unbekannten an meinen Füssen, denn heute wird ein langer Tag. Wieder ein ganzer Teil auf Asphalt…. Aber auch durch schöne Wälder, Täler und über zwei Hochflächen. Am Ende des Tages werde ich ca. 26 km gelaufen sein. Höhenmeter? Keine Ahnung!
Ich starte am Ochsenkopf in der Nähe von Simonskall. Hier, so sagte mir Herr Scholl, könnte ich wohl am meisten Überreste der Allerseelenschlacht finden. So ist es dann auch.
Sehr früh am Morgen bin ich dort. Nach bereits wenigen Metern kommt man an einen Gedenkstein eines Gemeinschaftsgrabes zweier gefallener Soldaten aus den USA und eines Deutschen vorbei, die gemeinsam begraben wurden.
Nicht weit entfernt, die Fundstelle an der Robert Cahow gefunden wurde.
Rund um die Fundstelle sind noch die Gräben zu erkennen, die von Soldaten ausgehoben wurden. Schutz-, und Schützengräben die eben benötigt wurden. Auch nicht weit entfernt: ein gesprengter Bunker, um den sicher bitter gekämpft wurde. Alleine die Vorstellung, dass so viele Soldaten, auf beiden Seiten, viele Jahre verschollen waren oder bis zum heutigen Tage nicht gefunden wurden, lässt erahnen wie furchtbar die Situation in diesem Wald gewesen sein muss. Dass hier getötete Menschen im Wald lagen und nicht mal ihre Identität erfasst werden konnte. Wie groß muss das Chaos gewesen sein, wenn noch nicht mal das möglich war.
Auch hier, nein, besonders hier ist es sehr schwer für mich. Hier wird das Grauen des Krieges greifbar für mich. Das muss erstmal verdaut werden. Ich denke an Robert Cahow, den unbekannten Deutschen Soldaten und die beiden US Amerikaner, die gemeinsam begraben wurden. Wer war es, der ihnen die letzte Ruhe gab? Ich denke an Julius Erasmus und was er hier vorfand.
Auszug Wikipedia zu Julius Erasmus:
"...Zu den Motiven für seine Arbeit befragt, äußerte Erasmus: „Im Sommer 1945 kam ich nach Vossenack zurück. Ich hatte meine gesamte Habe verloren. Der Krieg hatte mir alles genommen. Und da fand ich sie in den Chausseegräben, am Waldrand, unter zerschossenen Bäumen. Ich konnte sie einfach nicht da liegen sehen, unbestattet und vergessen. Es ließ mir keine Ruhe….“
Und dann ist da dieser Wald, dieses Tal, das von der Kall tief in die Eifellandschaft geschnitten wurde. Die Hänge sind steil, sehr steil sogar. Eine Mischung aus Laub- und Nadelwald. Unweit der Fundstellen begrüßt mich Muffelwild mit einigen Rufen, die zwischen dem Vogelkonzert zu hören sind. Dieser Kontrast…..
Vom Ochsenkopf geht es über Simonskall durch das Tal hinauf in Richtung Steckenborn. Die Ruhe im Wald tut mir gut und die Anstrengung des Aufstiegs macht den Kopf frei. Ab hier möchte ich den Weg mehr genießen. Ausser den Veranstaltungen in Ramstein, habe ich nun keine "Termine" mehr auf dieser Wanderung. Durchatmen und aufnehmen, das ist nun der Plan für die kommende Zeit...
Hinter Kesternich (wie muss sich das hier wohl für Ortsunkundige lesen…….) begleitet mich die Spass-Karawane mit Autos und Motorrädern in Richtung Rursee. Gegen Nachmittag erreiche ich den Obersee. Einruhr! Der Trubel ist fast wie ein Schock für mich. Und so "spurrte" ich hier nur durch. Langsam muss ich mich um einen Schlafplatz bemühen. Diesen finde ich nach ca. 1 1/2 Stunden weiterem Marsch….
Ab Einruhr beginnt dann ein neuer Abschnitt für mich. Einfach wird dieser auch nicht...
Simonskall
Auf geht's zum Rursee nach Einruhr. Irgendwo dort muss ich mich um ein Nachtlager bemühen….
Ach ja: Warum wird Einruhr an der Rur mit "h" geschrieben……. Liegt doch nicht im Ruhrgebiet…..
Danke!
Weisse bescheid…….!
An anderer Stelle gebe ich mal meinen Senf dazu...
Schon mal soviel.
Es ist grundsätzlich nicht leicht für mich einen Schlafplatz zu finden. Besonders wenn in der Nacht mit Regen zu rechnen ist, wünsche ich mir eine "wetterfeste" Behausung, wie mein Zelt oder eben eine Schutzhütte. Und da sind dann auch die Schwierigkeiten. Ich plane mein Etappenziel nicht. Ich laufe und schaue was der Tag mit sich bringt. Gegen Abend suche ich dann am Weg nach einer Möglichkeit.
Schutzhütten, die auch wirklich für eine "ruhige" Nacht taugen, gibt es wenige auf der bisherigen Strecke. So kenne ich es auch von der Eifel.
Bleibt mein Zelt. Irgendwo aufschlagen, ja das kann man machen. Und ich höre schon die Großmäuler stänkern:"….das ist doch alles kein Problem…"
Aber in Deutschland bewegt man sich immer in Grauzonen und meistens sogar im illegalen Bereich, wenn man sein Zelt in Wald und Flur aufbaut um ein paar Stunden zu schlafen. Selbst wenn man nichts hinterlässt und ganz früh wieder weg ist, ist es nicht erlaubt. Das bedeutet immer mit der Sorge im Nacken zu leben, entdeckt zu werden und dann zumindest in eine Diskussion verwickelt zu werden. Da die Eifelwälder zugepflastert sind mit Hochständen, ist das Risiko, tatsächlich gesehen zu werden, recht hoch. Für mich ist das eine sehr unentspannte Situation.
Bei den aktuellen Temperaturen und Regengüssen, schlafe ich nicht einfach unter einem Tarp. Das geht mal für 1-2 Nächte, aber dann hört der Spass auf. Besonders wenn man Strecke machen möchte an den folgenden Tagen.
So kann ich, aus rechtlichen Gründen, nicht immer sagen wo ich ein Nachtlager gefunden habe. Das habe ich meist am Morgen schon wieder vergessen…...
Was bleibt noch? Auf nette Menschen hoffen. Aber finden muss man die auch erstmal….
Mein Platz für die Nacht ist schnell gewählt. Die Schutzhütten am Obersee sind ein Witz und zeigen deutlich auf, was mir sowohl am Premiumweg in der Eifel als auch auf anderen Premium-Wanderwegen in Deutschland aufgefallen ist. Der Wanderer soll einkehren! Wirkliches Trekking ist hier nicht gewünscht. Mit allem wird Geld verdient. Ein Typ wie ich, mit seinen komischen Sachen, wird misstrauisch beäugt….
Verbote über Verbote.
Eine Eule ruft mich heute Abend /Nacht in den Schlaf. Da ist er wieder, der Kontrast!
Illegales Eulenkonzert-Gelausche zum Einschlafen…..
Gute Nacht!